45 Jahre Kinder- & Jugendtelefon

Vor fast einem halben Jahrhundert haben erstmalig ehrenamtliche

Beraterinnen und Berater am Kinder- und Jugendtelefon in Münster den Telefonhörer

abgehoben, um sich seitdem unermüdliche als anonyme Anlaufstelle für Kinder und

Jugendliche in Notlagen anzubieten. Aber auch Eltern haben oft Fragen und Probleme und

so wurde vor 20 Jahren das Beratungsangebot mit dem Elterntelefon ergänzt.

Das Elterntelefon (0800/1110550) und das Kinder- und Jugendtelefon (116111) sind Teil des

„Nummer gegen Kummer“-Netzwerks, das deutschlandweit kostenlos, anonym und

vertraulich Beratung und Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen bietet.

Deutschlandweit wurden seit der Gründung bereits über fünf Millionen Beratungen

durchgeführt. In Münster finden jährlich rund 3.000 Beratungsgespräche statt, bei denen

Eltern, Kinder und Jugendliche Anregungen bekommen, um Herausforderungen zu

bewältigen und Lösungen für ihre Probleme zu finden.

„Dass dieses Angebot bereits seit 45 Jahren ununterbrochen im Kinderschutzbund in

Münster zu den vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen gehört, ist eine große Leistung.

Diese äußerst niederschwellige und gut erreichbare Beratung ist wichtig und hilfreich für

Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Ohne das große persönliche Engagement der vielen

ehrenamtlichen Mitarbeitenden wäre das Angebot nicht möglich – ihnen gebührt daher unser

besonderer Dank!“ sagt Torben Oberhellmann, Geschäftsführer des Kinderschutzbund

Münster.

Ein großer Teil der Ratsuchenden befindet sich in einer akuten Krise. Oft werden psychische

Probleme angesprochen, Ängste, Suizidgedanken. Aber auch die Beziehung zu den Eltern

oder umgekehrt zu den Kindern sind Thema, Streitigkeiten und Gewalt in der Familie ebenso

wie Auseinandersetzungen um Kleinigkeiten. Oder es geht um Selbstvertrauen, Sexualität,

Probleme mit Behörden, Sucht, Mobbing – das sind nur einige der vielfältigen Themen der

Ratsuchenden. Alle, die sich an die qualifizierten ehrenamtlich Beratenden wenden, finden

eine Person, die sich Zeit nimmt und „zuhört“. Bei schwierigen und belastenden Themen für

Ratsuchende da zu sein, nicht zu urteilen sondern sie zu stärken, zu informieren und im

Bedarfsfall zu motivieren, eigenständig weitergehende Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist ein

wichtiges Anliegen der Beratung. „Das Gespräch über die eigenen Probleme sowie die damit

verbundenen Empfindungen und Gefühle erleben die Ratsuchenden oft schon als entlastend.

Häufig nähern sich die Ratsuchenden ihrem Problem dann schon an und ein erster

Bewältigungsschritt ist getan“ erklärt der Sprecher des Elterntelefons Sebastian Rätzer.

​ausbilden lassen. Als Vorbereitung auf die möglicherweise schweren und belastenden

Themen am Telefon nützt diese Ausbildung nicht nur den Anrufenden, sondern auch den

Beratenden selbst. Viele berichten noch nach Jahren von den positiven Erfahrungen

während dieser Zeit und dem Zuwachs an Gesprächskompetenz, damit dem persönlichen

und beruflichen Nutzen. „Leider gab es bei uns nach Corona einen Einschnitt ausreichend

Ehrenamtliche zu finden, die sich für die qualitative Ausbildung und später dann auch für die

Beratungsdienste zur Verfügung stellen“ sagt Sebastian Rätzer weiter.

Aktuell stehen 15 Plätze für die Ausbildung nach den Osterferien bereit. Dabei werden

erstmalig Beratende für das Kinder- und Jugendtelefon und Elterntelefon gemeinsam

ausgebildet. Für eine optimale Vorbereitung der Gespräche mit den Ratsuchenden umfasst

die Ausbildung verschiedene Bausteine, wie Selbsterfahrung, Gesprächsführung,

thematische Schwerpunkte, Rollenspiele, Reflexionen. Für Informationen zur Ausbildung

steht der Koordinator Josef Wies zur Verfügung: koordination-et-kjt@kinderschutzbund-

muenster.de

Vertraulich, kostenlos und leicht erreichbar! Dafür steht dieses wertvolle Angebot seit

nunmehr 45 Jahren. Es geht mit der Zeit, deshalb gibt es inzwischen auch eine Mail- und

Chatberatung. Es wird auch in Zukunft für viele Kinder und ihre Familien eine wichtige erste

Anlaufstelle bei den vielfältigen Fragen und Problemen des Alltags sein, wenn denn weiterhin

genügend Menschen die Ausbildung zur Beraterin oder Berater absolvieren und sich am

Telefon engagieren.

Für weitere Fragen und auch für Interviews stehen Ihnen zur Verfügung:

der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Münster Torben Oberhellmann

der Sprecher des Elterntelefons Sebastian Rätzer